Info über Leserbrief Jan Dieter Schneider
Jan Dieter Schneider hat uns über seinen Leserbrief der am 23.10.2020 in der Rhein-Hunsrück Zeitung erschienen ist informiert. Hier der Brief im Wortlaut:
Zeugt von einer blamablen Erinnerungskultur
Krumme Deckenbalken, Rauch steigt aus Feuer, das Filmteam quetscht sich in die Wohnstube der Simons: Der Tonassistent schmiegt sich an den unverputzten Holzbalken, die Maskenbildnerin arrangiert den Hunger in den Gesichtern, und trotz der Enge erschafft Edgar Reitz durch Sprechfunkgeräte eine dörfliche Atmosphäre aus dem 19. Jahrhundert.Kamera läuft, Ton ab, und bitte!
Wenn Gäste aus aller Welt in dem ehemaligen Drehort in Gehlweiler Hauptstraße sitzen und Heribert Dämgen vom Sommer 2012 berichtet, erschafft die Stube mit den vielen Erinnerungsstücken ein neues Bild von dem eigenen inneren Auge; Man reist mit den Auswanderern in die Ferne oder befindet sich inmitten eines Filmsets mit kreativster Dichte. Das kleine Fachwerkhaus ist ein erhaltenes Kunstwerk, welches Zeugnis von besonderen Zeiten ablegt. Es ist Zeugnis über die herrschende Armut und den Wunsch der Emigration, es lädt Interessierte aus aller Welt dazu ein, sich über Gemeinsames, Heimat und Wünsche auszutauschen. Ein Ort des Zusammenkommens der besonderen Art mit vielen Ebenen: Kunst trifft aus Realität, Historie auf Gegenwart, Fluchterfahrungen auf das Gefühl des Hunsrücker "Gehaischnis" .Wenn Kreis und Land auf eine solche dichte und heterogene Begegnungsstätte verzichten und diese nicht fördern, zeugt dies von einer blamablen Erinnerungskultur und offenen Kurzsichtigkeit der politischen Akteure. Enden möchte ich mit meinem Tagebucheintrag meiner Filmfigur aus dem Kinofilm "Die andere Heimat":
Alles kann verloren gehen und im Sturm auf den Meeren versinken, nicht aber das Wissen der Herzen.
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